Besser therapieren, bevor es knirscht und schmerzt
Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Junghund, Teil 3
Das Hüftgelenk des Hundes ist ein Kugelgelenk. Der Oberschenkelkopf liegt wie eine Kugel in der Hüftgelenkspfanne. Auf diese Weise ist es im gesunden Zustand so beweglich, dass der Hund seine Hinterbeine vorwärts und rückwärts, aber auch seitlich und sogar schräg nach vorne und hinten bzw. zu den Seiten bewegen kann.
Die Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenks, von der sind sämtliche Hunderassen betroffen sein können. Allerdings tritt sie bei großwüchsigen Rassen häufiger auf. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Veränderung des Oberschenkelkopfs, der Hüftgelenkpfanne oder von sogar von beiden Skelettteilen. Sie passen dann nicht ordnungsgemäß ineinander.
Leider sind nicht selten bereits Welpen von dieser Erkrankung betroffen. Die Entstehung einer Hüftgelenksdysplasie ist multifaktoriell. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass neben einer genetischen Prädisposition eine fehlerhafte Ernährung sowie die Überlastung des Bewegungsapparates des Tieres die Entstehung der Erkrankung begünstigen. Haltungseinflüsse wie beispielsweise eine nicht alters- und körpergerechte Aktivität des Hundes, besonders im Wachstumsalter, sowie eine zu eiweiß- und energiereiche Ernährung können den Verlauf der HD beeinflussen und sich nachteilig auswirken. Auch sollte unbedingt darauf geachtet werden, ein Überangebot von Calcium zu vermeiden und auf ein ausgewogenes Verhältnis von Calcium und Phosphor zu achten.
Schweregrade
Die HD wird je nach Ausmaß in fünf unterschiedliche Grade eingeteilt.
- HD-A = HD frei
- HD-B = Übergangsart
- HD-C = HD leichtgradig
- HD-D = HD mittelgradig
- HD-E = HD hochgradig
Anzeichen für eine HD
In Abhängigkeit vom Alter des Tieres und natürlich dem Stadium der Krankheit variieren die Symptome. Während junge Hunde eher haben Schmerzen, weil der Oberschenkelkopf nur ungenügenden Halt in der Hüftgelenkspfanne findet und es zu einer Reizung oder Entzündung der Knochenhaut kommen kann, treten bei älteren Tieren die Schmerzen aufgrund von arthrotischen Veränderungen des Hüftgelenks auf. Die Arthrosen entstehen durch den stetigen Abrieb des Gelenkknorpels bis hin zu dessen vollständigen Verlust infolge der Fehlbelastung. In einem solchen Fall zeigen sich Symptome wie Lahmheiten, Anlauf- und Aufstehschwierigkeiten oder ein steifer Gang. Auch kann es zu knirschenden Geräuschen bei der Gelenkbewegung kommen. Zunehmende Schmerzen sind die Folge. Der Hund setzt sich bei den Gassigängen öfter hin oder hat anscheinend keine Lust überhaupt einen Spaziergang zu machen. Oft zeigt sich auch ein instabiles Gangbild, bei dem der Hund einen „schlaksigen“ Hüftschwung zeigt. Teilweise zeigt sich bei betroffenen Tieren auch eine x-beinige Stellung, bei der die Fersen nach innen gedreht werden.
Diagnostische Maßnahmen
Hüftgelenksdysplasie lässt sich am sichersten durch eine Röntgenaufnahme feststellen. Die Feststellung des Schweregrades einer Hüftgelenksdysplasie ist üblicherweise erst gegen Ende des ersten Lebensjahres bzw. Abschluss der Wachstumsphase möglich. Auf der Röntgenaufnahme wird dann der sogenannte Norberg-Winkel eingezeichnet. Ist dieser größer als 105 Grad, ist das Hüftgelenk HD-frei.
Neben der radiologischen Untersuchung und Winkelmessung nach Norberg gibt es noch eine weitere Methode nach Köppen, die sich allerdings nur bei Welpen im Alter von 14 bis 20 Wochen eignet und auch nur eine Treffsicherheit von ca. 90 Prozent hat.
Therapie von HD
Die Behandlung von Hunden, die an HD erkrankt sind, ist verständlicherweise abhängig vom Alter und dem Ausmaß der Beschwerden. Ziel ist immer die Schmerzlinderung sowie die Verzögerung des Fortschreitens der arthrotischen Veränderung des Gelenkes.
Ein gutes Zusammenspiel zwischen der Therapie durch den Tierarzt und einer konsequent durchgeführten Bewegungstherapie, Muskelaufbautraining und dem Aufbau von Kondition und Ausdauer in Kombination mit entspannenden und schmerzlindernden Maßnahmen Nahrungsmittelergänzungen aus dem Bereich von Phyto- und Mykotherapie sowie das regelmäßige Auflösen von Schonhaltungen bei Tier, beispielsweise durch die Craniosakrale Therapie, können dem Hund trotz seiner nicht heilbaren Erkrankung ein lebenswertes und langes Leben ermöglichen.
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