Ellenbogendysplasie

Damit die drei Knochen richtig zueinander passen

Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Junghund, Teil 1

Leider sind Wachstumsstörungen des Skelettes beim Junghund keine Seltenheit. Besonders kritisch wird es, wenn Knochen betroffen sind, deren Funktion und Form von einem ausgewogenen Längenwachstum abhängig sind, also im Besonderen die Knochen der Extremitäten. Da beim Hund das Längen- bzw. Höhenwachstum zwischen dem 4. und 6. Lebensmonat am größten ist, treten Entwicklungsstörungen in diesem Zeitraum natürlich gehäuft auf. Abgeschlossen ist das Wachstum dieser Art ungefähr mit dem 9./10. Lebensmonat. Hunde großer Rassen sind später ausgewachsen als Hunde kleiner Rassen. Entwicklungsstörungen des Skeletts sind multifaktoriell, was bei deren Auftreten die Suche nach der Ursache nicht gerade vereinfacht. In vielen Fällen sind eine bedarfsüberschreitende Energieversorgung oder eine Fehlversorgung mit Mineralstoffen während des Wachstums ein entscheidender Faktor bei der Entstehung entwicklungsbedingter Skeletterkrankungen.

Die Bezeichnung Ellenbogendysplasie, kurz auch „ED“ genannt, ist ein Sammelbegriff für verschiedene Fehlbildungen der Ellenbogengelenke. In den meisten Fällen sich großwüchsige oder schwere Hunderassen davon betroffen. Neben einer genetischen Prädisposition sowie einer möglichen Überbeanspruchung der Gelenke des Welpen, beispielsweise durch schnelles Wachstum, ist ein wichtiger Faktor bei der Entstehung dieser Fehlbildungen. Daher ist – eine bedarfsgerechte Energieversorgung mit angepasster Mineralstoffversorgung ein wichtiger Faktor.

Der Ellenbogen besteht aus drei Knochen: Oberarmknochen, Elle und Speiche. Ihre Gelenkflächen müssen exakt zueinander passen, damit die Bewegung der Vorderläufe einfachfrei stattfinden kann. Entsteht im Rahmen des Wachstums allerdings eine Stufe oder wird der Knorpel auf andere Weise, etwa durch ein traumatisches Geschehen, geschädigt, entzündet sich das Ellenbogengelenk. Langfristig ist das Entstehen einer Arthrose programmiert.

Eine ED kann entsprechend ihrer Entstehung verschiedene Erscheinungsformen haben. Die häufigsten sind die folgenden:

  • Fragmentierter Processus coronoideus (FCP oder FPC): Für diesen Befund gibt es die verschiedensten Entstehungstheorien. Das Bild das sich in den meisten Fällen bietet eine ungleichmäßige Kontur von Elle und Speiche, bei der die Elle etwas „übersteht“.
  • Isolierter Processus anconaeus (IPA): Hierbei ist ein Knochenfortsatz der Elle, eben der „Processus anconaeus“, im Rahmen des Wachstums nicht angewachsen. So kommt es zu einer permanenten Reizung des Gelenkes.
  • Osteochondrosis dissecans (OCD): Bildet sich durch eine Entwicklungsstörung eine zu dicke Knorpelschicht und kommt es in dieser zu einer Störung der Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen, stirbt der Knorpel ab und löst sich von Knochen. Es entsteht eine Gelenkentzündung.
  • Inkongruenz: Hierbei handelt es sich um eine Stufenbildung zwischen Elle und Speiche, die möglicherweise auch an der Entstehung des FPC oder des IPA beteiligt ist.

Symptome einer ED

– Die Pfote zeigt nach außen, während der Ellbogen in Richtung Körper gedreht ist
– Bewegungseinschränkungen des Gelenks, die auch schmerzhaft sein können
– Das Gelenk fühlt sich warm an und ist geschwollen
– Nach dem Aufstehen zeigt sich der Hund Hund steif im Bereich der Vorderbeine
– Rückgang der Muskulatur der Vorderläufe und Verspannungen im Bereich des Rückens
– Lecken oder Nagen am betroffenen Gelenk

Treten derartige Symptome auf, sollte die auf jeden Fall abgeklärt werden. Wenn sich der Befund einer Ellenbogendysplasie bestätigt, kann der Hund durch eine angepasste Lebensweise und eine konsequente Therapie noch viele Jahre voller Lebensfreude älter und alt werden. Es gibt eine Vielzahl von therapeutischen Möglichkeiten, die sich im Falle einer ED anbieten und individuell auf den betroffenen Hund abgestimmt zum Einsatz kommen können.


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