Süß oder Warnsignal?
Viele Hundehalter finden es niedlich, wenn ihr erwachsener Hund im sogenannten „Welpensitz“ sitzt: Das Hinterteil ist am Boden, ein Bein rutscht zur Seite weg. Doch was bei Welpen ganz normal ist, kann bei erwachsenen Hunden auf gesundheitliche Probleme hinweisen.
Was ist der Welpensitz?
Beim Welpensitz sitzt der Hund seitlich auf der Hüfte, oft ist ein Hinterbein nach außen gedreht und das andere angewinkelt. Während diese Sitzposition bei Welpen aufgrund ihrer noch nicht vollständig entwickelten Muskulatur und besonders flexiblen Gelenke völlig normal ist, sollte sie bei ausgewachsenen Hunden nicht mehr auftreten.
Erwachsene Hunde sollten mit parallel unter dem Körper platzierten Hinterbeinen und geradem Rücken sitzen.
Mögliche Hintergründe für den Welpensitz bei erwachsenen Hunden
Dass ein erwachsener Hund den Welpensitz einnimmt, ist meist kein niedliches Überbleibsel aus der Welpenzeit, sondern ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme. Die wichtigsten Ursachen im Überblick:
- Schmerzen und Schonhaltung:
Plötzlicher Wechsel zum Welpensitz kann ein Zeichen für Schmerzen sein, etwa durch Gelenkprobleme, Verspannungen oder akute Verletzungen. Begleitsymptome wie Lecken, Knabbern, Schmatzen, Unruhe oder Verhaltensänderungen sollten aufmerksam beobachtet werden.
- muskuläre Probleme:
Fehlende oder unausgewogene Muskulatur, insbesondere im Bereich der Hinterhand, kann dazu führen, dass der Hund nicht mehr korrekt sitzen kann. Dies kann sowohl Ursache als auch Folge des Welpensitzes sein, da die Muskulatur durch die falsche Belastung weiter abbaut. - orthopädische Erkrankungen:
Erkrankungen wie Hüftgelenksdysplasie, Patellaluxation, Arthrose oder Wirbelsäulenerkrankungen wie etwa Spondylose führen häufig zu Schonhaltungen wie dem Welpensitz, um Schmerzen zu vermeiden. - Nervenprobleme:
Nervenschäden, beispielsweise durch einen Bandscheibenvorfall, können die Bewegungskoordination stören und zu abweichenden Sitzhaltungen führen. - Analdrüsenprobleme:
Schmerzen oder Juckreiz im Analbereich, etwa durch verstopfte oder entzündete Analdrüsen, können dazu führen, dass der Hund auf seinem Po sitzt oder eine ungewöhnliche Sitzhaltung einnimmt. In Fällen, wen die Analdrüse ursächlich ist, zeigt der Hund allerdings in der Regel noch weitere Symptome wie beispielsweise das Schlittenfahren. - Bequemlichkeit:
In seltenen Fällen kann ein Hund aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit so sitzen. Dennoch sollte dies nicht zur Regel werden, da langfristig Fehlbelastungen und muskuläre Dysbalancen entstehen können.
Warum ist korrektes Sitzen so wichtig?
Eine korrekte Sitzhaltung ermöglicht dem Hund, die Muskulatur von Hinterbeinen, Bauch und Rücken optimal zu nutzen. Beim Welpensitz hingegen kann der Hund diese Muskelgruppen nicht effektiv einsetzen, was dazu führt, dass er sich beim Aufstehen über die Vorderbeine hochzieht. Dies überlastet die Vorderhand, fördert Verspannungen und führt langfristig zu einem weiteren Abbau der Hinterhandmuskulatur – ein Teufelskreis, der die Problematik verschärft.
Was sollten Hundehalter tun?
- Beobachte, wie oft und in welchen Situationen Dein Hund den Welpensitz einnimmt.
- Achte auf weitere Anzeichen von Schmerzen oder Unwohlsein.
- Lasse Deinen Hund bei wiederholtem oder plötzlichem Auftreten dieser Sitzposition tierärztlich oder bewegungstherapeutisch untersuchen, um die Ursache abzuklären und gezielt zu behandeln.
- Korrigiere die Sitzposition Deines Hundes, trainiere eine korrekte und beobachte aufmerksam, ob er diese einnehmen kann oder Zeichen von Abwehr anzeigt.