Schmerzen beim Hund

Wusstest Du, dass es zwei unterschiedliche Schmerzarten gibt?

Es gibt den akuten Schmerz und den chronischen. Sie werden auch als physiologischer und pathologischer Schmerz bezeichnet. Beide unterscheiden sich deutlich in ihrer Funktion und in ihren Auswirkungen.

Der akute/physiologische Schmerz besitzt eine wichtige Warn- und Schutzfunktion. Durch ihn wird der Körper zur Schonung gezwungen, um eine möglichst schnelle Genesung einzuleiten und den Organismus vor einer Dauerschädigung zu schützen.

Chronischem/pathologischem Schmerz hingegen fehlt diese Warnfunktion völlig. Es lässt sich keine direkte Ursache für ihn finden. Er ist quasi unabhängig vom Reiz. Chronische Gelenkerkrankungen gehen oftmals mit chronischem Schmerz einher. In frühen Stadien der Erkrankung ist der bestehende Schmerz schwierig zu erkennen. Allerdings ist er trotzdem vorhanden, und es setzt sich der Teufelskreis des chronischen Schmerzes in Gang. Es entsteht ein Schmerzgedächtnis, das sich kaum wieder löschen lässt.

Während akuter Schmerz, beispielsweise nach einer Operation, auch vom Laien gut zu erkennen ist, ist dies bei chronischem Schmerz deutlich problematischer, denn er ist nicht über physiologische Parameter messbar, sondern nur durch eine Veränderung der Lebensqualität. Oftmals sind es anfangs nur winzige Verhaltensmodifikationen, die auf ein Schmerzgeschehen hinweisen. Erfahrenen Therapeuten

Doch je früher eingeschritten wird, desto besser lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung und die Entstehung eines Schmerzgedächtnis verhindern.

Viele Hunde haben permanent Schmerzen. Doch sie leiden im Stillen. Solange wie es ihnen möglich ist, lahmen sie nicht und heulen sie nicht auf. Die Zeichen ihres Schmerzes schleichen sich über Wochen bis Monate, teilweise über Jahre ein oder sind gegebenenfalls sogar von Anfang an schon da.

Hunde sind Kompensationshelden, die, wenn bestimmte Bewegungsabläufe nicht mehr gut funktionieren, weil sie schmerzhaft sind, andere Bewegungsmuster etablieren. Das geht natürlich nur so lange, bis alle Möglichkeiten ausgereizt und alle umgeleiteten Bewegungen die Strukturen, die sie nun benutzen, erneut überlasten, bis sie schmerzen. Hier geht es um das Thema „Schonhaltungen“, was ich an anderer Stelle schon mal erläutert habe. Auf jeden Fall ist erst dann, wenn die Hunde humpeln oder bei einzelnen Bewegungen aufheulen, unübersehbar, was der Hund schon lange fühlt.

Anzeichen des Schmerzes zeigen sich allerdings auch schon vorher, nur im Verborgenen. Es ist also kaum verwunderlich, dass viele Hundebesitzer glauben, dass Bewegungsabläufe, Sitz- und Liegepositionen und andere „kleine Macken und Marotten“ einfach typisch sind für ihren Hund. Das kann natürlich sein, musss aber nicht. Vielmehr geben derartige Gewohnheiten oftmals schon Hinweise über ein Schmerzgeschehen. Genauso verhält es mit auffälligen Verhaltensweisen: besonders laut, hibbelig, aggressiv, aber auch still, zurückgezogen und unterwürfig. Auch wenn gerade derartiges Verhalten abhängig sind von Persönlichkeit, individuellen Erfahrungen und dem Belastungsprofil eines Hundes können sie doch auch Ausdrücke von Schmerz sein.

Empfindet ein Hund Schmerz und muss ihn kompensieren, um im Alltag bestehen und sich bewegen zu können, befindet er sich in einem Stresszustand und sein Nervensystem im permanenten Überlebenskampf. Es geht für ihn darum, Anforderungen gerecht zu werden, in der sozialen Interaktion zu bestehen bzw. diese mit möglichst wenig Schmerz zu überstehen. Da helfen kein Entspannungstraining und auch kein symptomorientiertes Verhaltenstraining.

Hat ein Hund Schmerzen, hat er Stress. Daher gilt es bei bewegungs- wie verhaltensauffälligen Hunden, derartige Verhaltensweisen auch immer als mögliche Symptome eines Schmerzgeschehens zu betrachten und aus dieser Perspektive abzuklären.

Bild von Mirko Sajkov auf Pixabay