Gesundheit in Gefahr beim Balljunkie

Häufiges Ballspielen* mit dem Hund ist gesundheitsgefährdend

*Vorab folgendes: Auch wenn es in diesem Beitrag um den „Ball“ geht, sind alle anderen Arten von ständig geworfenem Spielzeug genau gemeint. Egal, ob Ball, Frisbee oder was sonst noch zum Einsatz gebracht wird, alle bringen auf Sicht die gleichen Probleme mit sich.

Das Werfen von Bällen eine beliebte Beschäftigung für Hunde. Dabei ist diese Form der Aktivität weder aus sozialen Aspekten noch die Gesundheit des Tieres betreffend ratsam.

Das Phänomen „Bulljunkie“

Da es mir als Therapeutin für Erkrankungen des Bewegungsapparates bevorzugt eigentlich um „meine“ Themen geht, widme ich dem Thema Bulljunkie nur eine kurze Ausführung. Viele Hunde vergessen beim Anblick eines Balles alles, was um sie herum ist. Selbst Artgenossen, die zum Spiel auffordern, werden ignoriert. Oder schlimmer noch der Fall, dass andere Hunde, die sich nähern, als potenzielle Balldiebe angesehen werden und ihnen daher mit Aggression begegnet wird. Das zum „social life“ ballspielender Hunde.

Auch ein kurzes Wort an die ballwerfenden Besitzer: Wenn ihr schon glaubt, Euren Hund permanent mit dem Ball vom echten Leben, dann achtet bitte darauf, andere Hunde außen vor zu lassen. Am besten den Ball einpacken, wenn andere Hunde in Sichtweite sind. Das vermeidet Stress auf allen Seiten.

Ball & Bewegungsapparat

Jetzt zum eigentlichen Thema: Mal ein geworfenes Spielzeug, das der Hund begeistert holt, ist nicht das Problem. Bei regelmäßigem Werfen sieht das schon anders aus. Schaut man sich das an, was und wie so ein „Spiel“ abläuft, zeigt sich schnell, wo das Problem liegt. Sobald der Ball in der Luft ist, rast der Hund los und bremst abrupt ab, sobald er das Objekt der Begierde glaubt erreichen zu können. In der Luft oder am Boden. Das, was passiert, ist so ähnlich wie bei einem Crashtest, wenn das Auto mit dem Dummy gegen die Mauer fährt. Der Körper des Hundes wird durch den Schwung, den der Hund aus dem Rennen mitbringt, von vorne nach hinten zusammengestaucht. Fängt der Hund, den Ball aus der Luft und springt dafür noch hoch, landet er zu allem Überfluss mit seiner gesamten Masse auf den Hinterläufen.

Bei einem Hund mit einem Körpergewicht von – sagen wir mal – 20 kg beträgt die Aufprallkraft bei einem abrupten Stopp gut und gerne schon mal 50 Kilogramm. Diese Kraft lastet auf den Gelenken, Sehnen, Bändern und Muskeln. Dafür sind alle diese Bestandteile des Bewegungsapparates aber nicht gemacht.

Wer jetzt den Einwand bringen möchte, dass „früher“ die Hunde, als sie ihre Nahrung noch selbst jagen mussten, sich doch auch auf diese Weise bewegt haben, dem seit folgendes dazu gesagt: Ja, stimmt, aber kein Tier hat „damals“ bei der Nahrungssuche jeden Tag unzählige Male diesen Bewegungsablauf ausgeführt. Zwei, drei Male den Ball zu werfen, ist nicht das Problem. Es aber jeden Tag und für eine längere Dauer zu tun, dass sorgt garantiert für früher oder später auftretende Probleme. Der Gelenkverschleiß wird gefördert und richtet massive Schäden an. Garantiert werden Arthrosen entstehen, denn Hüfte, Zehengelenke, Wirbelsäule und Schultern sind nicht für diese anhaltenden Belastungen ausgelegt.

Alternativen zum Ballwerfen

Ist ein Hund an „seinen“ Ball gewöhnt, ist es natürlich kein einfaches Tun, ihn wieder zu entwöhnen. Bei einem echten Balljunkie kann das Nerven kosten. Aber es gibt Alternativen, damit der Hund nicht auf den Ball verzichten muss.

Ballspielalternative 1:
Anstatt den Ball zu werfen, kann der Hund den Ball im Vorbeilaufen bei seinem Besitzer abholen. Hier eignet sich natürlich ein Ball am Seil besonders gut. Der Hund darf dann mit dem Ball vorlaufen und ihn auch gerne mal eine Weile tragen.

Ballspielalternative 2:
Hund und Besitzer befinden sich auf gleicher Höhe. Der Hund wird abgesetzt und der Besitzer entfernt sich mit Ball von ihm. Irgendwo auf dem Weg lässt er den Ball fallen, möglichst so, dass der Hund den Ball nicht mehr sieht, beispielsweise in ein kleines Loch, einen Laubhaufen, ins Unterholz oder ins höhere Gras. Der Besitzer läuft noch ein wenig weiter und gibt dann dem Hund die Freigabe, den Ball zu suchen.

Ballspielalternative 3:
Version 2 kann gut ausgebaut werden durch folgende Veränderung: Der Hund erhält nicht die Freigabe, sich direkt auf die Ballsuche zu machen, sondern muss einen kleinen Umweg machen und bei seinem Besitzer vorbeischauen. Gerne mit Leckerli belohnen. Erst danach beginnt die Ballsuche.

Achtung: Definitiv bitte keine Tennisbälle! Für nichts!
Wer seinen Hund mit einem Tennisball spielen lässt, braucht den Ball noch nicht einmal zu werfen, damit Schaden entsteht. Durch den rauhen, teppichartigen Belag eines Tennisballes wirkt wie Schmirgelpapier. Durch das Daraufherumkauen wird der Zahnschmelz abgeschliffen. Damit verlieren die Zähne ihren Schutzmantel und sind anfälliger.