Zeigt her Eure Pfoten!

Was uns Krallen über den Bewegungsapparat des Hundes verraten können.

Tip-tip-tip – das Geräusch von Krallen auf dem Boden kennt jeder Hundebesitzer und denkt, „Ah, der Hund kommt“. Ansonsten wird den Krallen allerdings in der Regel keine allzu große Beachtung geschenkt. Auf schönes und glänzendes Fell wird geachtet, aber Krallen führen ein „stiefmütterliches“ Leben, was vor dem Hintergrund ihrer Bedeutung und Aussagekraft ehrlich gesagt unverständlich ist. Daher an dieser Stelle ein paar Informationen zu diesem Thema.


Aufbau und Funktion

Sie bestehen aus einer Hornschicht, die vom Krallenbett gebildet wird. Im Inneren dieser Hornschicht befinden sich Blutgefäße und Nerven, die die Krallen versorgen. Ursprünglich gab es an jeder Gliedmaße fünf Krallen. Doch stimmt das heute so nicht mehr bzw. nur teilweise. AN den Vorderläufen haben viele Hunde(rassen) innen jeweils eine sogenannte Daumenkralle. Diese wird auch noch ungefähr so eingesetzt wie Menschen es mit ihrem Daumen tun, nämlich zum Greifen bzw. Einklemmen von Futter oder Spielzeug.

An den Hinterläufen haben nur wenige Hunde(rassen) eine fünfte Kralle. Wenn vorhanden wird von einer Wolfs- oder Afterkralle gesprochen. Da sie weder im Rahmen der Fortbewegung zum Einsatz kommt, noch irgendeine haltende oder klemmende Funktion besitzt, ist sie funktionslos.


Krallen und ihre Länge

Das eingangs erwähnte Tip-Tip-Tip wird an dieser Stelle wieder Thema. Bei optimaler Länge sollte eigentlich kein Geräusch entstehen. Die Krallen, die im Rahmen der Fortbewegung zum Einsatz kommen, sollten den Boden nicht berühren, wenn der Hund entspannt läuft. Alternativ kann man auch die die Pfote des Hundes hochnehmen. Dann sollten die Krallen nicht länger als der Ballen der Zehen.

Bei den meisten Hunden nutzen sich die Krallen durch die normalen Aktivitäten des Tages, besonders natürlich durch Spaziergänge, oder auch durch Buddeln und Graben ab. Läuft ein Hund sehr viel auf Asphalt natürlich mehr als bei einem, der überwiegend auf weichen Wegen oder Wiesen unterwegs ist.

Andere Gründen für zu lange Krallen können sein:

  • ein zu geringes Maß an körperliche Aktivität, möglicherweise bedingt durch das Alter des Hundes
  • rassespezifische Eigenart
  • genetische Veranlagung
  • Futter mit (zu) hohem Proteingehalt

Daumen- und Wolfskrallen nutzen sich übrigens nicht ab.

Aufgrund der Art der Fortbewegung des Hundes ist die Abnutzung von Vorderpfoten- und Hinterpfotenkrallen in der Regel beim gesunden Hund unterschiedlich. Meist sind es die Krallen der Vorderpfoten, die zu lang sind.


Auswirkungen zu langer Krallen

Sind die Krallen zu lang, kann sich dies auf den gesamten Bewegungsapparat auswirken. Sogar Schmerzen beim Laufen sind möglich, wodurch in Folge dann Haltungsschäden entstehen können. Immerhin werden die zu langen Krallen während des Abrollens der Pfote in das Krallenbett hineingedrückt. Es entsteht ein unangenehmer Druck, dem der Hund durch das Einnehmen einer Schonhaltung zu entgehen versucht. Damit verändert sich der gesamte Ablauf der Bewegungen, was nicht erwünscht ist und letztlich einen Rattenschwanz an Folgen nach sich zieht.

Zu lange Krallen reißen auch schneller ein, was für den Hund zu blutigen und schmerzhaften Verletzungen führen kann. Manche Hunde versuchen, sich die Krallen selbst durch Knabbern zu kürzen. Dabei besteht die Gefahr, dass sich der Hund eine Kralle versehentlich ausreißt. All dies sind gewichtige Gründe, die Krallen des Hundes im Auge zu behalten.

An dieser Stelle ein Wort zu den Wolfskrallen: Werden sie zu lang, kann es sein, dass sie einwachsen. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern entzündet sich auch oftmals.


Besonderheiten bei der Abnutzung von Krallen

Ein Blick auf die Krallen lohnt sich auch aus anderen Gründen als den bisher vorgestellten, denn asymmetrische oder uneinheitliche Abnutzungen oder Schleifspuren auf der Oberseite der Krallen sind eindeutige Anzeichen für Erkrankungen.

  1. Schauen wir zuerst auf asymmetrische Abnutzungen: Üblicherweise, sprich bei einem normalen und ausgewogenen Bewegungsablauf, stellen sich die Krallen auf der linke und der rechten Seite des Hundes ähnlich dar. Zeigen sich zwischen links und rechts allerdings Unterschiede, deutet das zumindest auf Blockaden im Bewegungsapparat hin, was unbedingt abgeklärt werden sollte.
  2. Ähnlich verhält es sich, wenn die Krallen einer Pfote unterschiedlich abgenutzt sind. Wenn beispielsweise die Mittelkralle deutlich länger ist, während die anderen drei eher normal lang sind. Arthrotische Veränderungen der kleinen Gelenke in der betroffenen Pfote könnten die Ursachen sein. Denkbar sind allerdings auch Entzündungen oder andere unerwünschte Veränderungen im Bewegungsablauf des Hundes.
  3. Zeigen sich auf der Oberseite der Krallen Schleif- oder Abriebspuren, scheint der Hund bei Laufen mehr oder weniger häufig zu überköten. So lautet die Bezeichnung für ein Verhalten, bei dem der normaler Stellreflex des Hundes außer Kraft gesetzt ist, so dass teilweise der Fußrücken als Aufstellfläche genutzt wird. Ein Überköten kann sowohl vorübergehend sein und z. B. durch Überbelastung entstehen, als auch dauerhaft auftreten. Ein dauerhaftes Überköten wird vor allem durch Lähmungen der Nerven verursacht. Ein solches Bewegungsverhalten sollte natürlich auch untersucht und möglichst behandelt werden.

Es lohnt sich also wirklich, den Krallen des Hundes Aufmerksamkeit zu widmen. Nicht nur, dass sich Erkrankungen schneller erkennen lassen, sondern auch um die Verletzungsgefahr zu reduzieren und dem Hund Schmerzen zu ersparen.