Was ist sinnvoll? Was ist zu viel?
Junge Hunde benötigen ausreichend Bewegung, um ihre körperliche und geistige Entwicklung zu fördern. Die Quantität und Qualität der Bewegung, die ein junger Hund benötigt, sind allerdings individuell und hängen von verschiedenen Faktoren wie Rasse, Größe und Alter ab.
Mehrere kurze Spaziergänge am Tag sind besser als ein bis zwei lange. Angepasste Gassigänge stärken Muskeln und Knochen und schulen das Körpergefühl. Soviel ist sicher. Aber was ist mit Treppensteigen und den vielen Spielchen, die oftmals schon im jüngsten Alter mit Welpen gemacht werden? Eigentlich ist ein Welpe bereits mit dem Erforschen seiner Umgebung und dem Kennenlernen anderer Hunde sowie mit dem Spiel mit diesen absolut ausgelastet. Zerr- oder Ballspielchen, leider immer wieder und viel zu oft gesehen, führen schnell zu Überlastungen des noch nicht ausreichend entwickelten Körpers, aber auch der kleinen Hundeseele, die in der aufregenden Welt unbedingt auch Ruhe lernen muss.
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass übermäßige Bewegung oder unangemessenes Training für junge Hunde verletzungsintensiv ist und dass durch sie ernsthafte und vor allem langfristige, wenn nicht sogar lebenslange Erkrankungen des Bewegungsapparates entstehen können. Aber – und jetzt wird es kompliziert – auch die unzureichende körperliche Bewegung kann Fehlbildungen zur Folge haben.
Die Entwicklung des Bewegungsapparates
Bis ungefähr zum 9. Lebensmonat befindet sich ein Hund in seiner wichtigsten Wachstumsphase. Natürlich ist diese Zahl ein Durchschnittswert und variiert zwischen Rasse bzw. Endgröße des Tieres. Nach der Geburt besteht das Skelett des Welpen größtenteils aus weichen und knorpeligen Knochenanlagen. Erst während des Wachstums wird der weiche Knorpel zu härteren Knochen umgebaut. Während dieser Wachstumsphase verlängern sich insbesondere die langen Röhrenknochen der Extremitäten, was allerdings nicht damit einhergeht, dass die Knochen mit der gleichen Geschwindigkeit auch fester werden. Ihre endgültige Festigkeit erreichen die Knochen letztlich erst, wenn der Hund das Alter der Pubertät erreicht.
Muskulatur, Sehnen und Bänder entwickeln sich in einer gänzlich anderen Geschwindigkeit als Knochen, nämlich viel langsamer. Wenn die Entwicklung der Knochen abgeschlossen ist, benötigt die Muskulatur des Hundes noch mehrere Monate bis zu hin zu einem Jahr, bis sie stark genug ist, um Belastungen gut abzufedern zu können und die Gelenke vor Überbelastung zu schützen.
Auch wenn die Knochen eines Welpen innerhalb der ersten neun Lebensmonate wachsen und immer länger werden, sind sie sowie die zugehörigen Gelenke noch nicht so stabil und belastbar wie bei einem erwachsenen Hund. Ähnliches gilt auch für die Muskulatur sowie für die Faszien. Hieraus ergibt sich zwangsläufig die Begründung dafür, dass junge Hunde anfälliger sind für Erkrankungen des Bewegungsapparates. Angemessene Bewegung ist dementsprechend ein MUSS.
Die Bedeutung von Bewegung für die Entwicklung eines Hundes
Knochen und Gelenke eines Hundes sind auf ein gewisses Maß an Belastung angewiesen, um sich gesund entwickeln zu können. Während Dehnung zur Bildung von Kollagenfasern führt, fördert Kompression, also der entstehende Druck, die Bildung von Knorpelgewebe. Es ist wissenschaftlich belegt, dass Knochen durch Belastung an Festigkeit und Dichte zunehmen. Im Umkehrschluss lässt sich also festhalten, dass Knochen, die nur wenig bis gar nicht belastet werden, sich abbauen bzw. nicht das für gesunde Bewegungen notwendige Maß an Festigkeit erreichen.
Fazit: Ein gesunder Bewegungsapparat benötigt ein ausgewogenes Maß an Bewegung
Zudem fördert die angepasste Bewegung das Körpergefühl und die propriozeptive Wahrnehmung des Hundes. Beides sind ebenfalls wichtige Faktoren. Auf diesem Weg können sich seine Gelenke und Knochen auf Belastung einrichten.
Die ewige Frage nach den Treppen
Über die Auswirkung des Treppengehens bei Welpen und Junghunden finden sich unterschiedlichste Informationen. Unabhängig davon gibt es ein paar grundlegende Tipps, wie ein Welpe möglichst sicher und schonend an das Treppenlaufen herangeführt werden sollte. Zudem hängt es von Alter und Größe des Welpen sowie von der Höhe der Treppenstufen und auch der Stufenanzahl an, wie die Auswirkungen auf die Gesundheit eines Welpen aussehen.
Grundsätzlich spricht nichts dagegen, wenn ein Welpe mal ein, zwei oder auch drei Stufen erklimmt. Die Betonung liegt aus „mal“. Natürlich sollte er dies auch nicht unbeaufsichtigt tun und nicht auf Treppen mit glatten Untergründen. Dann ist die Verletzungsgefahr zu groß. Von mehr würde ich bei Tieren unter mindestens vier Monaten definitiv abraten. Zeigt sich der Welpe an der Treppe besonders interessiert, wäre es auch ein unkluger Schachzug, ihm die Bewegung auf der Treppe gänzlich zu verbieten. Das Tier könnte auf die Idee kommen, dass Treppen etwas Schlimmes sind. Ihm diese Erkenntnis dann später wieder abzutrainieren, kann unter Umständen ein sehr mühsames Unterfangen werden.
Gesonderter Hinweis zu Hunden mit langen Rücken und kurzen Beinen: Gerade bei Welpen und Junghunden mit diesen anatomischen Gegegenheiten liegt der Fall ein wenig anders. Hier rate ich zu ganz besonderer Vorsicht. Bevor der Bewegungsapparat bei ihnen nicht entsprechend weit entwickelt ist, sollten Treppen möglichst gemieden werden.