Schmerz hinterlässt Spuren

Mehr über die Nozizeption und das Schmerzgedächtnis

Schmerz ist eine lebenswichtige Sinneswahrnehmung. Schmerz warnt den Körper vor Gefahren und hilft so das Aumaß von Verletzungen zu reduzieren. Wahrgenommen wird der Schmerzreiz primär an der Stelle seines Entstehens durch besonderes Sensoren, die sogenannten Nozizeptoren. Sie befinden sich in fast allen Geweben unseres Körpers, was zum unserem eigenen Schutz durchaus sinnvoll ist.

Beim Akutschmerz ist es natürlich wichtig, dass der Schmerzreiz im Gehirn ankommt und eine entsprechende Reaktion auslöst. Beispiel: Hund hat sich dem Spiel die Bänder im Pfötchen gezerrt und schont daraufhin die betroffene Extremität.

Wenn der Schmerz seine Warnfunktion verliert und dauerhaft wird, spricht man von chronischem Schmerz. Und an dieser Stelle kommt dann auch der Begriff des „Schmerzgedächtnis“ ins Spiel. Derartige lang anhaltende Veränderungen machen nozizeptive, also schmerzsensible Nervenzellen empfindlicher für Schmerzreize. Dadurch, dass sie bei anhaltendendem Schmerz so häufig verwendet werden, verändert sich Reizweiterleitung im Nervensystem. Die Synapsen, die für die Weiterleitung zuständig sind, lernen sozusagen hinzu, werden größer und perfektionieren die Übertragung. Permanente Schmerzreize hinterlassen also Spuren im Nervensystem. Die Schmerzspuren lassen sich auf der gesamten Strecke von den Nozizeptoren über das Rückenmark bis zum Gehirn nachweisen.

Bereits nach 3 bis 6 Monaten können aus akuten Schmerzen chronische Schmerzen werden. Dann wird auch ohne Schmerzreiz ein Signal an das Gehirn übermittelt. So entstehen beispielsweise dauerhafte Schon- und Fehlhaltungen.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum es in bei länger andauernden Phasen des Schmerzes so wichtig ist, eine ausreichende Schmerzmedikation durchzuführen. Ist erst einmal ein Schmerzgedächtnis entstanden, lässt es sich nicht einfach wieder abtrainieren. Pharmakologisch ist es bislang nicht möglich, das Schmerzgedächtnisses zu löschen. In der Regel wird dann mit Hilfe von Gegenirritationsverfahren wie die Vibrationstherapie mit dem NOVAFON oder Akupunktur die gesteigerte Empfindlichkeit des nozizeptiven Systems im Rückenmark zumindest zeitweise wieder normalisieren.