Narben als Störfaktoren

Narben und das Fasziensystem des Körpers sind eng miteinander verbunden, da Faszien das Bindegewebe sind, das Muskeln, Organe und andere Strukturen im Körper umhüllt und unterstützt. Nach einer Verletzung oder einer Operation entsteht zwangsläufig eine mehr oder weniger große Narbe. Die Art, wie die Wunde verheilt, kann nicht nur die umgebenden Faszien beeinflussen, sondern auch in weiter entfernten Regionen des Körpers zu Problemen führen.

  • Veränderung der Faszienstruktur: Eine Narbe kann die Struktur von Faszien in ihrer Umgebung verändern. Dies kann zu einer Einschränkung der Beweglichkeit führen, da die Faszien in der Nähe der Narbe steifer oder weniger elastisch werden können. Auch Verklebungen sind möglich.
  • Schmerzwahrnehmung: Narbengewebe kann auch empfindlicher sein, was die Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Diese Sensibilität kann sich auf die angrenzenden Faszien auswirken und zu Verspannungen oder Schmerzen in anderen Körperbereichen führen.
  • Faszienintegration: Faszien sind miteinander verbunden, sodass eine Einschränkung oder Veränderung in einem Bereich des Körpers Auswirkungen auf andere Körperregionen haben kann. Eine Narbe kann zu einer Kettenreaktion führen, bei der dann eben auch andere Faszienbereiche betroffen sind.

Von besonderer Bedeutung sind Narben am Körperrumpf, vorrangig des Bauches. In diesem Zusammenhang sind auch die durch Kastration entstehenden Vernarbungen bei Hündinnen zu beachten. Bei operativen Eingriffen im Magen-Darm-Bereich kommt es in der Regel zu Störungen des hochsensiblen und hocheffizienten sogenannten enterischen Nervensystem. Kommt es durch sie zu Mobilitäts- oder Motilitätsstörungen können primär Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen die entstehenden Symptome sein. In Folge muss aber davon ausgegangen werden, dass sie über die Faszienketten die Problematik über den gesamten Organismus ausweitetet und auch Bereiche wie den Bewegungsapparat betreffen kann

Um die Beweglichkeit und Funktion von Narbengewebe zu verbessern, können physiotherapeutische Maßnahmen, Massage oder gezielte Dehnübungen hilfreich sein. Techniken wie das Fasziengleiten, Narbendehnung und Kompression und Rotation helfen die Durchblutung zu fördern und die Verklebungen zu lösen.

Um die optimale Behandlung durchführen zu können, ist es wichtig, die verschiedenen Narbenformen zu kennen. Hier wird unterschieden zwischen

  • physiologischen Narben, die dem sie umgebenden Gewebe sehr ähnlich sind, aber einen erhöhten Anteil an Kollagen haben, dabei allerdings schlechter durchblutet werden.
  • unreifen Narben, bei denen der Prozess der Wundheilung noch nicht abgeschlossen ist.
  • sklerotischen Narben, die sehr hart und wenig elastisch sind und zudem die Tendenz aufweisen, zu schrumpfen, also das umliegende Gewebe zusammen zu ziehen.
  • atrophen Narben, die durch den Einbau von zu wenig Kollagen nur eine geringe mechanische Belastbarkeit aufweisen. Sie stellen sich häufig eingesunken dar.
  • hypertrophen Narben, die sich oft im Bereich von Gelenken finden lassen. Sie sind größer als die eigentliche Narbe, weil zu viel Kollagen eingebaut wurde.

Zudem ist natürlich auch von Bedeutung, weshalb es überhaupt zur Entstehung einer Narbe gekommen ist. Eine Schnittwunde stellt sich anders als eine Biss- oder gar eine Verbrennungswunde.