Myokine – heilende Botenstoffe der Muskulatur

Bewegte Muskeln entfachen heilende Kräfte

Regelmäßige Bewegung ist wichtig, hält fit und gesund. Das ist nichts Neues. Aber was haben die Muskeln damit zu tun? Ganz schön viel, und auch viel mehr als bis vor einigen Jahren bekannt war. Grund dafür die Myokine.

Botenstoffe bewegter Muskeln

Myokine sind körpereigene hormonähnliche Stoffe, die bei Muskelaktivität direkt von der Muskulatur ausschüttet werden. Aus biochemischer Sicht gehören sie zur Gruppe der Interleukine, von denen häufig im Zusammenhang mit dem Immunsystem des Organismus gesprochen wird. „myo-“ steht für Muskel und „-kine“ von „kinos“ steht für Bewegung.

Myokine werden bei jeder Bewegung ausgeschüttet, besonders intensiv allerdings bei erhöhter muskulärer Belastung und intensiven Bewegungseinheiten. Damit wird die Skelettmuskulatur zu einem Sekretionsorgan. Bei Hunden lässt sich der Anteil der Muskulatur bezogen auf das gesamte Körpergewicht zwar nur schwer einordnen, weil die Tiere einfach zu unterschiedlich sind, aber ein Blick auf die Werte beim Menschen reicht aus, um zu erkennen, dass die Skelettmuskulatur sicherlich mindestens ein Drittel ausmachen. Bei einem weiblichen Menschen liegt der Anteil bei ca. 30 bis 35 Prozent, bei einem männlichen Menschen bei durchschnittlich 40 bis 45 Prozent. Sicherlich werden die Hunde – je nach Rasse, Art und Trainingszustand – auch in diesem Bereich angesiedelt sein. Aufgrund dieser Vielfalt lassen sich keine verifizierten Werte finden. Aber, und das steht fest: Damit ist die Muskulatur das größte Organ im Körper von Hund und Mensch.

Muskeln in Bewegung

Muskeln bestehen hauptsächlich auch Wasser und zu einem Viertel aus Proteinen, also Eiweißen. Die Muskulatur eines Organismus wird ständig erneuert. Bei einem ausreichenden Ausmaß an Bewegung werden pro Tag 1 bis 2,5 Prozent der Proteine ausgetauscht. Daher benötigen Muskeln ständig „Protein-Nachschub“. Daher produzieren sie bei jeder aktiven Bewegung Myokine und geben diese zu einem großen Teil ins Blut ab. Auf diese Weise signalisieren sie ihren Bedarf. Je mehr Bewegung, desto höher ist die Myokinkonzentration. Daher sind Myokine neben dem Nervensystem das zweite Kommunikationssystem des Körpers und beeinflussen auf ihre ganz besondere Weise den gesamten Stoffwechsel.

Wirkung von Myokinen

Vielen Erkrankungen wird durch Myokine die Grundlage entzogen. Erhöhte körperliche Aktivität reduziert deutlich systemische Entzündungswerte und hat damit einen signifikanten Einfluss auf diverse chronische Erkrankungen bis hin zu Krebs. Auch bei Gelenkerkrankungen, die mit Entzündungen einhergehen, sind Myokine hilfreiche Stoffe und werden auch als indirekte Entzündungshemmer bezeichnet. Daher verwundert es nicht, dass die Wissenschaft immer weiter im Bereich des Muskelstoffwechsels forscht und inzwischen bereits eine recht große Zahl verschiedener Myokine identifiziert hat. Besonders gut erforscht sind die Myokine IL -6, IL-8 und IL-15.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, auch nur die Wirkungen der bekanntesten Myokine darzustellen. Als Beispiel sei angeführt, dass das IL-6 nachweislich eine hemmende Wirkung auf die Produktion von TNF-alpha hat, einem Zytokin, das bei Entzündungsreaktionen eine große Rolle spielt.

Soviel ist sicher: Bewegung ist lebensnotwendig

Allerdings gibt es offensichtlich noch ein weiteres Feld für weitere Forschungen und Erkenntnisse. Molekularmediziner vermuten sogar, dass bei intensiver körperlicher Bewegung nicht nur die Muskelfasern und -zellen, sondern auch die bindegewebigen Hüllen der Muskelfasern, also die Faszien, Signalstoffe aussenden. So wird deutlich, dass anhaltendes Schonen schon wegen der Myokine keine Option ist. Wenn keine Kontraindikationen bestehen (wie nach einer OP), sollte der Hund sich bewegen – ausgelassen und mit einer möglichst großen Bandbreite verschiedenster Bewegungen!