Zeckenschutz: Inzwischen besser ganzjährig!

Was früher befremdlich klang, muss aufgrund der geänderten klimatischen Bedingungen überdacht und angepasst werden: Der Zeckenschutz für unsere Hunde. Während es früher für die meisten Hundebesitzer normal war, in der kühleren oder kalten Jahreszeit mit dem Zeckenschutz zu pausieren, hat sich die Situation durch die milderen Herbst-, Winter- und Frühjahrsmonate sowie die deutliche Ausweitung der Ausbreitungsgebiete der Zecken verändert. Zecken legen inzwischen kaum noch oder keine Winterpause mehr ein, sondern sind ganzjährig auf der Suche nach Nahrung.

Zeckenarten in Deutschland

In Deutschland kommen rund 20 Zeckenarten vor. Hier ein Überblick über die Häufigsten:

Der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) ist in Deutschland mit Abstand die häufigste Zecke.

Die Wiesenzecke (Dermacentor reticulatus), früher aufgrund ihres Verbreitungsgebietes als Auwaldzecke bezeichnet, wurde umbenannt, weil die sich stark ausgebreitet hat und inzwischen in vielen Regionen Deutschlands anzutreffen ist.

Dann gibt es noch die Igelzecke (Ixodes hexagonus), die wie die Wiesenzecke oftmals auf Hunden zu finden ist.

Außerdem gibt es noch die Reliktzecke (Haemaphysalis concinna), die allerdings nur an wenigen Standorten auftritt, die Schafzecke (Dermacentor marginatus), die jedoch überwiegend auf den Südwesten Deutschlands beschränkt ist und die Taubenzecke (Argas reflexus), die nahezu ausschließlich an Orten zu finden ist, die Tauben besiedeln sind oder besiedelt waren.

Im Jahr 2016 wurde allerdings erstmals in Deutschland eine für diese Region gänzlich neue Zeckenart gefunden. Hierbei handelt es sich um das bereits erwähnte und ursprünglich als Auwaldzecke bezeichnete Spinnentier. Ihr lateinischer Artname ist Ixodes inopinatus, wodurch ihre enge Verwandtschaft mit dem weit verbreiteten Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) deutlich wird.

Eine weitere, besondere Zeckenart tauchte 2018 erstmalig in Deutschland auf. Sie gehört zur Familie der Schildzecken, wie die meisten dieser bei uns ansässigen Spinnentiere. Eigentlich ist diese Art in Südeuropa beheimatet, scheint allerdings – so ist die Annahme – mit Zugvögeln in unsere Breiten gelangt zu sein: Hyalomma marginatum oder Hyalomma aegypticum. Diese Zecken sind aktive Jäger, also anders als die uns sonst bekannten, die an exponierter Stelle quasi darauf warten, dass sie sich an einem Lebewesen, das an ihnen vorbeistreift, festhalten können, verfolgt die Hyalomma-Zecke ein potenzielles Opfer mit Hilfe ihrer Schnelligkeit teilweise sogar über kürzere Strecken. Hierbei helfen ihr ihre Augen, ein Sinnesorgan, über das viele andere Zeckenarten gar nicht verfügen.

Zeckenbiss oder Zeckenstich

Oftmals herrscht Verwirrung, ob eine Zecke nun beißt oder sticht. Wahrscheinlich wird vielfach, aber fälschlicherweise von einem Biss gesprochen, weil die Zecke mit dem Kopf an ihrem Opfer, ihrem Wirt, hängt und sich quasi festgebissen zu haben scheint. Auch wenn dieser Gedanke plausibel klingt, ist er trotzdem nicht korrekt, denn Zecken stechen. Die Mundwerkzeuge werden nur genutzt, um die Haut des Wirtes auszuschneiden. Danach benutzt die Zecke ihren Stechrüssel, den sie ins Gewebe ihres Wirtes eingräbt, um dadurch Blut, Lymphe oder Gewebebrei zu saugen. Spezielle Substanzen des Speichels der Zecke verhindern, dass ihre Nahrung gerinnt. Da die Zecke bereits während des Stechens eine Art Betäubungsmittel für die Einstichstelle zum Einsatz bringt, sind Zeckenstiche in der Regel schmerzfrei und bleiben unentdeckt.

Zeckenaktivität im Verlauf des Jahres

„Ab 6 Grad sind Zecken nicht mehr aktiv“, hieß es früher oftmals und die Hundebesitzer lehnten sich entspannt zurück. Heuteist bekannt, dass beispielsweise die Wiesenzecke bei Temperaturen über 0 Grad aktiv ist, so dass dementsprechend bei bei winterlichen Gradzahlen die Gefahr bestehen bleibt, dass eine Zecke sich einen Wirt sucht.

Während eiskalter Tage verbergen sich Zecken in unteren Krautschichten oder im Laub. Die hohe Luftfeuchtigkeit dort sowie die deutlich höheren Temperaturen als an der Oberfläche bieten ihnen ausreichend Schutz, um dort abzuwarten, bis die Temperatur wieder milder wird.

Eiskalte Temperaturen von bis nahezu -20 Grad stellen für Zecken kein Problem dar. Ernst wird es für sie erst, wenn wochenlang strenger Frost im zweistelligen Minusbereich herrscht.

Was Zecken allerdings absolut nicht schätzen, sind Phasen mit hochsommerlichen Temperaturen, in denen kein Regen fällt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Herbst und Frühjahr mit ihren milden Temperaturen und einer normalen Niederschlagsmenge die Jahreszeiten sind, in denen Zecken am aktivsten sind. Im Sommer und Winter können Zecken bei extremen Wetterlagen, zu heiß, zu trocken, zu lange eiskalt, weniger aktiv sein. Sie sind allerdings sofort wieder am Start, wenn diese Witterungsphase vorbei sind. Und – wie gesagt: Spätestens bei 4 Grad sind die ersten Zecken wieder auf Suche nach einem neuen Wirt.

„Zeckenkrankheiten“

Nicht die Zecke ist krank, aber sie kann Viren, Bakterien, einzellige Parasiten, Pilze und bestimmte Würmer auf ihre Wirte übertragen und auf diesem Wege Infektionen auslösen. Einige Erkrankungen haben einen recht hohen Bekanntheitsgrad, andere sind eher unbekannt. An dieser Stelle soll auf die Krankheiten eingegangen werden, die beim Hund durch einen Zeckenstich auftreten können, was nicht bedeutet, dass sie beim Menschen nicht auch auftreten können.

Lyme-Borreliose

  • Sie wird in der Regel vom Gemeinen Holzbock übertragen.
  • In Deutschland soll jede dritte Zecke den Erreger in sich tragen.
  • Zwischen dem Stich und dem Ausbruch der Erkrankung können Wochen, sogar Monate vergehen.
  • häufigste Symptome: Fieber, Gelenkschwellungen, Lahmheiten, Lethargie, Appetitlosigkeit

Babesiose

  • Wegen der Ähnlichkeit der Symptome wird sie auch „Hundemalaria“ bezeichnet.
  • Wird überwiegend von der Wiesenzecke übertragen.
  • Inkubationszeit: durchschnittlich zwischen 10 und 21 Tage
  • häufigste Symptome: Abgeschlagenheit, Antriebs- und Appetitlosigkeit, Gelbfärbung der Skeleren, später der gesamten Haut, Anämie

Ehrlichiose

  • Inkubationszeit: 1 bis 3 Wochen
  • häufigste Symptome: Fieber, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder Störungen des Nervensystems

Anaplasmose

  • Teilweise verläuft die Erkrankung asymptomatisch. Allerdings gibt es auch immer wieder schwere Krankheitsverläufe.
  • häufigste Symptome: Abgeschlagenheit, Antriebs- und Appetitlosigkeit, Lahmheiten, Gelenkschwellungen, neurologische Störungen
  • Inkubationszeit: 1 bis 3 Wochen

FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis

  • häufigste Symptome: Fieber, Abgeschlagenheit oder Appetitlosigkeit, neurologische Störungen, Verhaltensauffälligkeiten im Sinne von ungewohnt aggressivem Verhalten oder Übererregbarkeit

Grundsätzlich sollte jeder Hundebesitzer einen Zeckenstich nicht nur akut und lokal im Auge behalten, sondern ihn auch über Wochen und Monate im Gedächtnis behalten, um – für den Fall der Fälle – beim Auftauchen von entsprechenden Symptomatiken den Tierarzt direkt auf diese Möglichkeiten der Erkrankung hinzuweisen.

Kann der Hundebesitzer die bereits festsitzende Zecke vom Hund entfernen, besteht die Möglichkeit, diese untersuchen zu lassen, um so zu erfahren, ob und wenn ja welche Erreger übertragen worden sein könnten. Allerdings heißt der Nachweis nicht zwangsläufig auch, dass der Hund erkrankt.

Zeckenschutz – ein Überblick: