Degenerative Myelopathie und Bewegungstherapie

Die degenerative Myelopathie (DM) beim Hund ist eine neurologische Erkrankung des Rückenmarks. Durch das langsam fortschreitende Absterben der langen Rückenmarksnerven kommt es zu Symptomen wie einer reduzierten Reizwahrnehmung, Bewegungsschwäche, Verlust der Feinmotorik bis hin zu kompletten Lähmungen von Hinter- und Vorderhand. Als Ursache der Erkrankung werden genetische Faktoren angenommen. Bisher gibt es leider keine Heilung für die DM. Daher sollten alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten genutzt werden, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Dabei ist die gezielte Bewegungstherapie eine wichtige Option. Dabei geht es vorrangig um die folgenden Punkte:

Muskeln stärken

Ein durchdachtes und konsequent ausgeführtes Bewegungstraining kann dazu beitragen, die Muskulatur des Hundes zu stärken. Die Stärkung dieser Muskeln, besonders der Hinterläufe, wo sich in der Regel die ersten Ausfälle bemerkbar machen, ist wichtig, um die Mobilität des Hundes zu unterstützen.

Beweglichkeit fördern und erhalten

Spezielle Übungen und Techniken helfen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und Steifheit zu verhindern. Sowohl passives als auch aktives Bewegungstraining sollten hier zum Einsatz kommen.

Schmerzen reduzieren und vermeiden

Die DM kann mit Schmerzen einhergehen. Verschiedene Massagetechniken und Wärmeanwendungen, auch der Einsatz von Vibrationstherapie kann hier Linderung bringen.

Balance und Propriozeption unterstützen

Das Training des Hundes auf verschiedene Arten von Untergründen, das Balancieren auf Baumstämmen, Laufen mit unterschiedlich hohen Hindernissen und viele kleine Einheiten können dazu beitragen, seine Balance und Koordination zu erhalten, ggf. auch (zumindest temporär) zu verbessern.

Therapeutische Unterstützung durch Faszien- und Craniosakral-Therapie

Durch die Störung der normalen Bewegungsabläufe, auch durch Wegknicken oder Stürze, genauso wie durch möglicherweise vorhandene Schmerzen wird der betroffene Hund Schonhaltungen einnehmen. Diese frühzeitig aufzulösen, bevor sie ihrerseits weitere Probleme auslösen, ist eine wichtige Maßnahme. Hier bieten sich die craniosakrale Therapie und die Faszientherapie an, um die Verspannungen und Blockaden zu lösen.

Irgendwann, wenn es soweit ist, sollten auch Hilfsmittel zum Einsatz kommen: Rollstühle und Unterstützungsbänder und -bandagen sowie Trageunterstützungen und Rampen werden von den betroffenen Hunden, nach vielleicht anfänglicher Ablehnung und mit etwas Geduld beim Angewöhnen, in der Regel gut angenommen.

Weitere Maßnahmen für eine bessere Lebensqualität

Pfotenschutz:
Durch den Einsatz eines Pfotenschutzes in Form von Schuhen wird einerseits das Wegrutschen des Hundes verhindert und geben ihm einen sichereren Stand, andererseits schützen sie Pfoten und Krallen vor Verletzungen, die durch das sogenannte Überköten entstehen. Wichtig ist die gute Passform der Schuhe. Zu groß, zu klein, zu schmal oder zu breit bringt nur neue Probleme mit sich.

Rutschfeste Böden:
Um Verletzungen im Haus, wenn der Hund dort keinen Pfotenschutz trägt, zu vermeiden, sollte der Untergrund den notwendigen Grip haben. Teppichreste, alte Badteppiche, Iso- oder Yogamatten helfen dem betroffenen Tier erheblich.

Liegeplatz:
Wie man sich bettet, so liegt man. Auch der Hund. Besonders, wenn die Dauer die Liegezeiten sich erkrankungsbedingt ausweiten, ist es wichtig, dem Hund eine gesundes und ihn und seinen Bewegungsapparat unterstützende Unterlage zu bieten.

Therapie im Team

Bei der Behandlung einer DM ist eine gute Zusammenarbeit aller an der Therapie Beteiligten wichtig. Tierarzt, Bewegungstherapeut und Besitzer sollten möglichst im Austausch stehen, und die Therapie in allen Bereichen sollte aufeinander abgestimmt sein.

Genetische Hintergründe der DM

Vor einiger Zeit wurde ein Risikofaktor für die Entwicklung einer DM entdeckt. Es handelt sich um eine Mutation im Superoxid-Dismutase1-Gen. Das Enzym Superoxid-Dismutase ist ein wichtiger Radikalfänger in Zellen und verhindert, dass freie Radikale die Erbsubstanz und die Zellmembran schädigen. Fällt dieses Enzym durch die Mutation aus, kommt es vermehrt zu Zellschädigungen vermehrt geschädigt. Da diese Mutation autosomal-rezessiv vererbt wird, bedeutet dies, dass die Erkrankung nur dann in Erscheinung tritt, wenn sich auf jeweils beiden Chromosomen eine krankmachende Veränderung findet. Diese Situation entsteht, wenn ein Tier die Mutation von beiden Elterntieren vererbt bekommt.

Foto: Szabolcs Molnar auf Pixabay