Mal ein Ausflug in die Welt der Sinne, besser der Sinnesorgane: Unsere Hunde verfügen über welche, die wir nicht haben: die Vibrissen, auch Tast- oder Sinushaare genannt. Vielen Menschen, sogar vielen Hundebesitzern, ist gar nicht bewusst, dass diese festen, längeren Härchen für unsere Vierbeiner eine wichtige Funktion haben.
Mit Hilfe ihrer Vibrissen registrieren Hunde taktile Reize aus der Umwelt. Die festen Härchen, die schon im Welpenalter im Bereich von Augenbrauen, Stirn und Schnauze wachsen, sind viel tiefer in der Haut verankert als das normale Haar. Ihre Wurzeln befinden sich in einer blutgefüllten Kapsel, an deren Wänden freie Nervenenden liegen. Sobald sich die Stellung oder Lage der Vibrisse durch äußere Einflüsse verändert, durch Berührung oder auch einen Luftstrom, melden die Nerven diesen Reiz an das Gehirn, wo er verarbeitet wird und gegebenenfalls eine Reaktion ausgelöst wird. Dies kann ein Wegdrehen des Kopfes oder auch des gesamten Körpers sein oder das Auslösen des Lidschlussreflexes. Vibrissen helfen also dem Hund, sich zu orientieren, verbessern den Tastsinn und sind in ihre Funktion sehr stark mit dem visuellen System, aber auch mit dem olfaktorischen System verbunden.
Aus Versehen oder absichtlich geschoren oder abgeschnitten
In Deutschland gilt das Abtrennen der Vibrissen als vorübergehende Amputation. Zwar wachsen die Tasthaare wieder nach, trotzdem fällt ein solches Handeln in den Bereich von Paragraph 6 des deutschen Tierschutzgesetzes.
Auch in unserem Nachbarland Österreich lautet die gesetzliche Vorgabe vergleichbar und die Tasthaare werden in Paragraph 7 sogar explizit erwähnt: „Eingriffe, die nicht therapeutischen oder diagnostischen Zielen oder der fachgerechten Kennzeichnung von Tieren in Übereinstimmung mit den anwendbaren Rechtsvorschriften dienen, sind verboten, insbesondere … 7. das Entfernen oder Kürzen der Vibrissen.“
Leider war es früher bei Tierausstellungen oder auch beim Hundefriseur oftmals so, dass verschiedenen Hunderassen die Schnauzen geschoren oder das Gesichtshaar getrimmt wurde. Diesem Handeln fielen dann auch die Vibrissen zum Opfer Besonders häufig waren Pudel betroffen oder solche, mit Rauhaar und/oder Bart im Gesicht. Glücklicherweise hat sich dieses Vorgehen zumindest in Deutschland in den zurückliegenden Jahren geändert. Trotzdem ist weltweit sicherlich eine unermesslich große Zahl von Hunden weiterhin von dem gedankenlosen Entfernen der Gesichtshaare betroffen. Dies kann sich besonders bei jungen Hunden zu einem Handicap entwickeln, da die Tiere in diesem frühen Alter lernen, die Reize der Vibrissen korrekt zu interpretieren.