Dein Hund und sein Nervus vagus

Wie der Vagusnerv das Leben eines Hundes reguliert und beeinflusst

Um die große Bedeutung des Nervus vagus für die Gesundheit eines Lebewesens, Hund wie Mensch, richtig verstehen zu können, ist es sinnvoll, vorab einen Blick auf die Anatomie zu werfen:

Der Nervus vagus gehört zum vegetativen Nervensystem. Dieses unterteilt sich in zwei verschiedene Bereiche, die als Gegenspieler zueinander agieren: Sympathikus und Parasympathikus. Während der sympathische Teil den Organismus auf eine körperliche Aktivitätssteigerung einstellt, ist der Parasympathikus in Ruhe- und Regenerationsphasen aktiv. Um dies deutlich zu machen, könnte man vereinfacht sagen, dass der Sympathikus für „Flucht oder Kampf“ zuständig ist, während der Parasympathikus „Ruhe und Verdauung“ reguliert.

Der Nervus vagus gehört zum parasympathischen Teil des vegetativen Nervensystems und ist eine Schaltstelle zwischen dem Gehirn und den Organen. Seine Tätigkeit wirkt auf nahezu sämtliche unbewusst ablaufenden Körperfunktionen wie die Verdauung, aber auch die Herzfrequenz. Selbst Atmung, Blutdruck und Blutzuckerspiegel, die Ausschüttung von Verdauungssäften in Mund, Magen und Darm sowie die Nierenfunktion werden von ihm kontrolliert. Er hat auf einige dieser Körperfunktionen einen dämpfenden Einfluss, während er die Verdauung und die Tätigkeit der Nieren aktiviert. So beeinflusst er das körperliche und auch das seelische Befinden. Als zehnter Gehirnnerv, der über zwei Hauptäste verfügt, gelangt er vom Hirnstamm im Kopf und mit vielfachen Verzweigungen über Lunge und Herz, bis hin in den Bauchraum zu Nieren, Leber und Verdauungsorganen. Soviel erst einmal zur Bedeutung und Funktion des Nervus vagus. Allerdings macht die Vielfalt der Funktionen schon deutlich, dass Störungen im Bereich des Vagus-Nervs immense Auswirkungen haben können.

Symptome eines geschwächten oder gereizten Vagusnervs

Die Liste ist entsprechend der Bedeutung und der Aufgaben, die der Nervus vagus zu erfüllen hat, recht umfangreich. Ist der Vagusnerv geschwächt, übernimmt der Sympathikus die Regie. Dies führt zu einem konstanten Aktionsmodus oder Alarmzustand im Körper. Ein überstimulierter Vagusnerv hingegen macht träge und antriebslos. Grundsätzlich können Kopfschmerzen, Herz-Kreislauf-Problematiken oder auch Verdauungsstörungen, Sodbrennen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit sowie zitternde oder häufig kalte Extremitäten Symptome eines aus dem funktionalen Gleichgewicht geratenen Systems sein. Im humanmedizinischen Bereich fällt in diesem Zusammenhang gerne der Begriff der „vegetativen Dystonie“. Bei Hund erleben wir eher, dass er nicht zur Ruhe kommt bzw. irgendwie beständig Stressreaktionen zeigt oder dass der Hund lust- und interessenslos durch sein Leben zu laufen scheint und eigentlich am liebsten träge rumliegt.

Vagusausgleich durch therapeutische Maßnahmen

Auf seinem langen Weg vom Kopf in den Bauchraum durchquert der Nervus vagus natürlich auch zahlreiche unterschiedliche Strukturen. Der Schädel als Ursprungsort mit dem Foramen jugulare, der großen Öffnung an der Schädelbasis, die Halswirbelsäule und das cervico-thorakalen Diaphragma, auch Thoraxapertur genannt, sind Bereich von besonders großer Bedeutung. Daher sollte bei Symptomatiken wie den oben benannten unbedingt auch faszientherapeutisch und/oder mittels craniosakraler Osteopathie „Hand ans Tier gelegt werden“. Durch das Erkennen von Blockaden und deren Auflösung, die Beseitigung von möglichen Wirbelfehlstellungen oder das Auflösen von Faszienspannungen oder -torsionen lassen sich Regulationen und das Wiederherstellen von Balancen im vegetativen Nervensystem erzielen.