Liegt bei einem Hund eine Diagnose wie Hüftgelenks-, Ellenbogendysplasie, Spondylose, Patellaluxation oder eine andere Erkrankung des Bewegungsapparates vor, fällt sicherlich bald das Stichwort „Muskelaufbau“. Daran kommt eigentlich niemand vorbei. Und letztlich spricht auch absolut nichts dagegen, denn eine stabile Muskulatur hilft, das erkrankte bzw. beschädigte Gelenk stabil und möglichst belastungsfrei zu halten.
Muskelaufbau ist daher natürlich sinnvoll. Ein muskelstabilisierendes oder -aufbauendes Training sollte mit dem betroffenen Hund durchgeführt werden. Aber dieses Training sollte und darf nicht alles sein, was getan wird.
Kontrollierter Muskelaufbau ist nur ein Bestandteil einer effektiven Therapie
Warum sollte nicht einfach drauflos trainert werden? Ganz einfach, weil ein Hund, der Schmerzen, sei es aufgrund der Erkrankung selbst oder aber wegen eingenommener Schonhaltungen und/oder erworbenen Blockaden hat, bei einem muskelstabilisierenden oder -aufbauenden Training versuchen wird, die schmerzenden Körperbereiche möglichst gut zu entlasten und zu schonen. Das ist allerdings nicht zielführend und bringt schon gar nicht die gewünschten Erfolge.
Beispiel:
Hat ein Hund eine HD und versucht aufgrund von Schmerzen möglichst viel Last auf den vorderen Körperbereich zu verlagern, wird die Muskulatur hinten verständlicherweise schwächer. Jetzt aber genau diese Muskulatur trainieren zu wollen, wo doch dort der Schmerz sitzt, ist für den Hund nicht nur sehr unangenehm, sondern es ist sogar kontraproduktiv. Weitere Probleme wie Muskelverhärtungen in den ohnehin schon überlasteten oder wenig trainierten Bereichen sind die Folge. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Schonhaltungen eingenommen werden, wodurch andere Strukturen ihrerseits wieder überlastet werden.
Das Training für den gezielten Muskelaufbau sollte daher immer einhergehen mit regelmäßigen Checks, ob es Verhärtungen oder Blockaden im Bewegungsapparat gibt. Diese sollen gelöst werden, um so sicher zu stellen, dass der Hund sich vor dem Hintergrund seiner Erkrankung möglichst optimal bewegen kann. Es anders zu handhaben, wäre ungefähr so, als würde man mit einem gezerrten Oberarmmuskel Hanteltraining machen wollen. Auf diese Idee käme sicherlich freiwillig niemand!
Foto: Aiamkay | Pixapay